Jedes Jahr anders: Münchens farbenfrohe Plätze


Wie läuft nun die Planung der Bepflanzung? „Man muß sich immer überlegen, wie der Platz angeordnet ist. Der Karolinenplatz zum Beispiel ist kein Platz, über den man zu Fuß schlendert; der wird eher vom Auto aus betrachtet, wenn man außen herum fährt im Kreisverkehr. Das heißt, das muß ein plakativer Platz sein, es müssen kräftige Farben verwendet werden. Das Detail ist hier nicht so wichtig, weil die überwiegende Mehrheit der Menschen nicht so nah an ihn herankommt.“ Also kräftige Farben, plakativer Platz.
Dort versucht man großflächig zu bepflanzen und von der Anordnung her wie eine Pyramide: In der Mitte hohe Pflanzen, dann nach außen hin immer niedriger werdend. Dadurch vergrößert sich die Fläche und sie wirkt besser, wenn man mit dem Auto vorbeifährt. Als Nächstes überlegt sich Thomas Seltmann ein Farbkonzept. Der Karolinenplatz wird nächstes Jahr in knalligen Rottönen und lachsfarben leuchten. Mit Hilfe von Pflanzenkatalogen und Farbfächer werden die Pflanzen ausgewählt. Sie müssen farblich zum Konzept passen, dürfen sich aber auch nicht gegenseitig überwachsen.
Pflanzplan für den Gärtnerplatz Sommer 2018Für die Gärtner wird eine Anleitung auf Papier erstellt, in der alle Pflanzen mit Standort und Anzahl pro Beet angegeben sind – und das für alle 24 Plätze: Welche Pflanzen einzeln und in kleinen Gruppen positioniert werden sollen. Welche dazwischen reinkommen. Und wie werden die freien Stellen flächig womit bepflanzt. Im Gegensatz zum Karolinenplatz ist der Gärtnerplatz kein plakativer Platz: über den schlendert man, setzt sich auf eine Bank. Dort kommt es, so Thomas Seltmann, eher auf die Detailtreue an. Das Farbkonzept zum einen, aber auch eine Spannung muß vorhanden sein: niedrige neben hohen Pflanzen, dunkles neben hellem Laub, feingliedrig neben grobgliedrig. „Und ich überlege mir dann Arten, Sorten, die zum Farbkonzept passen; in welchen Stückzahlen sie miteinander harmonieren müssen, damit sie wirken und sich nicht überwachsen.“

Der Karolinenplatz im Juli 2018Welche Arten und Sorten in welchen Stückzahlen für die ganze Stadt gebraucht werden, wird auf einem großen Blatt zusammengestellt. Sämtliche Pflanzen werden übrigens von derzeit 20 Gärtnern in eigenen Stadtgärtnereien gezogen (beide an der Isar gelegen; beim Schyrenbad und in der Eduard-Schmid-Straße). Das hat den Vorteil, daß sich das Wachstum der jungen Pflanzen steuern läßt, so daß sie zum Pflanzzeitpunkt alle die richtige Größe haben. Dann rücken die Gärtner vom Unterhalt an und machen sich mit den Plänen und der jeweiligen Flora vor Ort ans Pflanzen.

Und wie lange werkeln wie viele Gärtner pro Platz? Das kommt darauf an, wie aufwendig jeder Platz ist. Im Schnitt sind pro Platz fünf, sechs Gärtner ein bis drei Tage beschäftigt. Und für jeden Platz ist immer dasselbe Team zuständig, das sich bei großen Plätzen auch um die Bewässerung kümmert. Unkrautgänge dagegen werden meistens ausgeschrieben und von externen Unternehmen erledigt.

Gärtnerteam am Pariser PlatzIhre Schmuckplätze läßt sich die Stadt München zwischen 50 und 150 Euro pro Quadratmeter und Jahr kosten, wobei der Preis für die Pflanzen nicht unbedingt das Ausschlaggebende ist: „Wie stark wächst das Unkraut? Wie oft muß ich einen Unkrautgang machen? Wie trocken ist der Sommer, wie oft muß ich bewässern? Und auch, wie aufwendig eine Pflanzung ist“, erläutert Thomas Seltmann.
Rationale Kosten-Nutzen-Rechner werden fragen: Wie refinanziert sich das? Aber Gewinn bemißt sich nicht nur in Euros, sondern in der Freude über schönen Hotspots in der Stadt und „Ich denke halt, daß auch diese Schmuckplätze schon zum Wohlbefinden von den Bürgern beitragen. Daß Leute gerne die Stadt besuchen und sich dort gerne aufhalten, sich wohl fühlen und dadurch wiederkommen“, stellt Thomas Seltmann fest. Und einen monetären Gewinn für Einzelne gibt es unter Umständen trotzdem: Der Pariser Platz wurde dieses Jahr erstmalig umgestaltet und laut einem SZ-Interview mit einem Eisdielenbesitzer ist dessen Umsatz seitdem um ca. 10 bis 15 % gewachsen.

Das Schlußwort gebührt dem Meister aller Plätze: „München ist eine der am dichtesten besiedelten Städte. Aber ich denke, wir geben uns alle Mühe, um sie schön zu machen.“

Wie wahr! Ach ja: Der Gärtnerplatz wird nächstes Jahr in Rot, Weiß, Blau gestaltet werden.

Mehr Bilder:
Konzept Gärtnerplatz Sommer 2018
Gärtnerplatz im Sommer 2018

(Fotos und Grafiken: Thomas Seltmann; Porträtfoto: Karin Zick)
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